Entstehung und Entwicklung des Sees und der Umgebung
Nach dem Rückzug des Rhonegletschers vor ca. 12'000 Jahren sind im Gebiet westlich von Inkwil das Etzikermoos resp. der Inkwilersee entstanden. Durch grosse Wasserstandsschwankungen (auch über längere Zeit) können die genauen Ufer zur damaligen Zeit nicht sicher bestimmt werden. Pfahlbauten sind um 3'500 v.Chr. nachgewiesen. Siedlungen und somit Funde werden aber im Uferbereich erwartet. Es kann davon ausgegangen werden, dass nach dem Gletscherrückzug lange Zeit keine markanten Zuflüsse in dieses feuchte Gebiet geflossen sind. Es gab weder Drainagen noch Entwässerungsgräben. Die damaligen Zuflüsse sind sich eher flächig resp. klein, aber zahlreich vorzustellen. Ein kanalisierter Zufluss wurde erst nötig, als man das Gebiet entwässern und landwirtschaftlich nutzen wollte. Vor dem Jahre 1700 verfügte der Inkwilersee wahrscheinlich über keine kanalisierten Zu- und Abflüsse. Grenzkarten um 1719 zeigen erstmals einen Seebach, der als Kanal vom See bis nach Inkwil und dann in den Röthenbach führte. Die Grenzkarte von 1702 zeigt den Inkwilersee ohne Einbuchtung bei der Feuerstelle (Badeplatz Inkwil), ohne Ufergehölz und auch ohne Abfluss. Später wurde die Urbarmachung in Angriff genommen, welche nur mit der Entwässerung des Etzikermoos und den anderen Gebieten um den See erreicht werden konnte. Der Bau der Eisenbahnlinie führte im 19. Jahrhundert zu weiteren grossen Entwässerungsprojekten und Meliorationen. Diese Regulierungen am Seebach ergeben aus der Literatur zusammen 3.5 m Niveauveränderung. Man kann davon ausgehen, dass sich der Wasserspiegel nicht dermassen viel verändert hat. Wohl eher ist der Seebach 3.5 m unter der gewachsenen Oberfläche abgetieft worden. Evtl. eine Kombination von Wasserstandsreduktion und Abtiefung des Seebachs.
Archäologische Funde am Inkwilersee
Während der Pfahlbauerzeit gab es am Ufer des Inkwilersees zahlreiche kleine Siedlungen. An verschiedenen Stellen stiess man bei Ausgrabungen auf Fundgegenstände. Im Frühjahr 2007 wurden die Pfahlbauten unter Wasser durch Taucher untersucht. Man fand Keramik und ein seltenes Kinder-Holzschwert (um 1000 v.Chr.). Prähistorische Siedlungsreste in Seen und Mooren des Alpenraumes zählen zu den bedeutendsten archäologischen Kulturgütern Europas.
Vom offenen Gewässer zum Flachmoor
Der Inkwilersee an der Grenze der Kantone Solothurn und Bern ist ein äusserst flaches Gewässer und misst heute an der tiefsten Stelle etwa fünf Meter. Der See ist sehr nährstoffreich – nicht nur weil unerwünschte Nährstoffe von aussen zugeführt werden, sondern auch weil er selbst viele Nährstoffe enthält und sich damit selber düngt. Der See befindet sich heute in der letzten Phase seiner Entwicklung – vom offenen Gewässer zum Flachmoor. Damit der Inkwilersee jedoch als Erholungsraum für die Bevölkerung noch einige Jahre erhalten werden konnte, wurden Konzepte zur Verhinderung der Verlandung erarbeitet. Als erste Massnahme wurden unter der Federführung des Amtes für Umwelt die Zuflüsse Dägernmoosbach und Moosbach renaturiert sowie beim Bolkner Parkplatz ein Rückhaltebecken für Erosionsmaterial errichtet. Zudem wurde im Winter 2007 / 08 seit Jahrzehnten erstmals wieder ausgeholzt, um die gefährdeten Pflanzen zu fördern und Neophyten zu bekämpfen.
In den Jahren 2018 und 2019 wurde der See dann renaturiert indem man einen Teil der Teichrosen entfernte und dem Ufer entlang mittels eines Saugbaggers Sediment entzog. Dieses wurde in riesige Filtersäcke gepumpt, getrocknet und anschliessend auf den umliegenden Feldern wieder ausgetragen (siehe Bericht über die Seesanierung). Der 5,5 ha grosse, idyllische Inkwilersee ist frei zugänglich. Unter den Ornithologen gilt er als Hotspot und wahre Beobachtungs-Perle. Es führt ein Wanderweg, resp. Trampelpfad rund um das Gewässer. Die normale Marschzeit beträgt 30 bis 40 Minuten. Im Sommer lädt der See zum Baden und Spazieren stressgeplagter Menschen ein. Im Winter gefriert der See bei längeren, eisigen Temperaturen öfters zu. Dann kann man auf eigene Verantwortung Schlittschuh laufen.
Seit März 2022 ist der gesamte Inkwilersee geschützt. Die Solothurner Seite ist seit 1949 geschützt. Im 2022 ist der Kanton Bern nachgezogen, und hat dieses Naturjuwel im Oberaargau auch unter Schutz gestellt.
Im Wasseramt nicht alltägliche Beobachtungen
Neben den üblichen Brutvogelarten wie Haubentaucher, Zwergdommel, Höckerschwan, Stockente und seit wenigen Jahren auch Kolbenente, Wasserralle, Teich- und Blässhuhn und den so genannt gewöhnlichen Zugvögeln sind auf dem Durchzug und im Winter immer wieder Raritäten zu sehen. Die Rohrdommel ist seit Jahren ein treuer Wintergast. Regelmässig werden Nachtreiher, Rallenreiher, Seidenreiher, Silberreiher, Kuhreiher und Purpurreiher gesichtet, Aber auch Knäkente, Moorente, Zwergsäger und Mittelsäger sowie Tüpfel- und Zwergsumpfhuhn. Ebenso wenig fehlt der Weissstorch sowie die Saat- und Graugans. Bestimmt sind auch noch 3 rastende Rotfussfalken und 2 miteinander ziehende und am See fischende Fischadler erwähnenswert. Aber auch die Liste der notierten Limikolen, Möwen und Seeschwalben ist lang. Sie umfasst: Flussregenpfeifer, Kiebitz, Kampfläufer, Zwergschnepfe, Bekassine, Regenbrachvogel, Grosser Brachvogel, Dunkler Wasserläufer, Rotschenkel, Grünschenkel, Waldwasserläufer, Bruchwasserläufer und Flussuferläufer sowie Sturmmöwe, Weisskopfmöwe, Flussseeschwalbe und Trauerseeschwalbe. Weiter wurden schon folgende, im Wasseramt nicht alltägliche Kleinvögel notiert: Schafstelze, Blau-, Braun- und Schwarzkehlchen, Steinschmätzer, Rotdrossel, Feldschwirl, Rohrschwirl, Schilfrohrsänger, Drosselrohrsänger, Gelbspötter, Beutelmeise, Neuntöter und Ortolan. Weniger gerne werden hingegen Rost- und Nilgans gesehen. Als Highlight der festgestellten Arten gelten sicher die folgenden von der Avifaunistischen Kommission angenommenen Beobachtungen: 1 imm. Zwergscharbe, 7 mehrere Tage auf dem See nächtigende imm. Singschwäne, 1 Blauflügelente, 1 Zwergadler, 1 Kleines Sumpfhuhn, 1 Odinshühnchen, 1 mind. 12 Tage anwesende ad. Eismöwe, 1 Schwalbenmöwe und 1 Gelbbrauenlaubsänger.
Beste Beobachtungszeit
Der Inkwilersee mit seinen beiden Inselchen gilt unter den Ornithologen als Geheimtipp und ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert. Wir empfehlen das Gewässer in den frühen Morgenstunden oder am späteren Abend zu besuchen. Zu dieser Zeit trifft man höchstens einige Fischer. Bei schönem Wetter hingegen, und vor allem an Sonn- und Feiertagen, tummeln sich viele Erholungssuchende am Wasser. Auch wenn unsere Seen zugefroren sind, ist ebenso von einer Exkursion abzusehen. Einerseits tummeln sich bei einer Seegfröhrni unzählige Schlittschuhläuferinnen und -läufer auf dem blanken Eis und andererseits müssen die Wasservögel gezwungenermassen an die nahe Aare ausweichen. Dann drängt sich ein Wie der Bolkensee zum Inkwilersee wurde Rundgang an der Vogelraupfi auf.
Wie der Bolken- zum Inkwilersee wurde – Eine schaurig schöne Geschichte
Rund um den Inkwilersee erzählt man sich folgende Geschichte, wie es zur heutigen Grenzziehung zwischen Bolken und Inkwil gekommen ist und wie der Bolken- zum Inkwilersee wurde. Vor langer Zeit hiess das Gewässer tatsächlich Bolkensee und gehörte ganz zu dieser Gemeinde. Inkwil hatte aber stets gefordert, einen Teil des Sees und der grossen Insel zu besitzen. Viele Jahre lang wurde erbittert gestritten, ohne dass eine für beide Seiten annehmbare Lösung gefunden wurde. Da beschlossen die Gemeinderäte beider Dörfer, der Inkwiler Gemeindepräsident und der Ammann von Bolken sollten die Sache zusammen ausjassen. Der Gewinner müsse dem Verlierer gutes Essen und einen edlen Tropfen Wein bezahlen. Weiter wurde abgemacht, dass der Jass in einem Inkwiler Wirtshaus stattfinden solle. Während sich der Ammann von Bolken seiner Sache sicher war, ging der Gemeindepräsident von Inkwil allabendlich ins Wirtshaus und übte sich im Jassen. Bald war der abgemachte Tag gekommen und man traf sich im Inkwiler Hirschen. Hart wurde gekämpft, das Spiel schien unentschieden auszugehen. Aber dann kam unverhofft die Wende. Während die Wirtin die Gläser nachfüllte, schaute sie dem Bolkner Ammann in die Karten und signalisierte das Gesehene ihrem Gemeindepräsidenten. Durch diesen Tipp gewann Inkwil das alles entscheidende Spiel. Der Bolkner Ammann bekam vor Wut einen roten Kopf, bezahlte wie abgemacht die Zeche und verliess als Verlierer das Restaurant. Der Inkwiler Gemeindepräsident hingegen strahlte übers ganze Gesicht und ging als stolzer Gewinner vom Tisch. Bald darauf wurden der See und die grosse Insel geteilt. Somit wurde der Bolkner zum Inkwilersee. Die Hirschen-Wirtin aber musste nach ihrem Tod für diesen Verrat bitter büssen. Hundert Jahre lang sah man sie als weisse Frau beim See herumgeistern. Mit den Jahren wurde sie allmählich immer kleiner bis sie dann eines Tages ganz verschwunden war.
Bericht: Hanspeter Aeschlimann