Burgäschisee

Burgäschisee

Relikt aus der letzten Eiszeit

Die Landschaft um den Burgäschisee wurde vor 15 bis 20’000 Jahren entscheidend vom zurückweichenden Rhonegletscher geformt. Der See und das angrenzende Chlepfibeerimoos liegen in Glazialmulden, so genannten Toteislöchern, welche vom Gletscher geformt wurden. Die Gletscherzunge erstreckte sich damals bis nach Wangen an der Aare. Deshalb entsprechen die sanften Hügel in der Umgebung eben auch den Gletschermoränen. Die ersten Spuren einer Besiedlung stammen aus der Jungsteinzeit (um 4000 v. Chr.). Zu dieser Zeit lebten Pfahlbauer am See. Neben den Wasser- und Sumpfflächen war das Gebiet weitgehend bewaldet. Noch bis zum Ende des letzten Jahrhunderts war die weite Ebene zwischen Eggen bei Niederönz und Winistorf versumpft.

Um 1800 wurde der See ein erstes Mal künstlich abgesenkt. Die entscheidende Veränderung der Landschaft brachte jedoch die Meloration in den 1940-er Jahren. Der Seespiegel wurde zur Landgewinnung (Plan Wahlen) um weitere zwei Meter abgesenkt. Die gesamte Moorebene, mit Ausnahme des Erlenwaldes und den Seeuferlandstreifen, wurde entwässert und in Kulturland umgewandelt. Der See in seiner heutigen Ausdehnung hat eine Fläche von 23 ha. Das entspricht 28 Fussballfeldern zu 75x110 m. Die tiefste Stelle beträgt 30 m.

Strandbad Burgäschisee 1933

Der idyllische Burgäschisee zieht im Sommer unzählige Nutzniesser an. Durch RRB wurden im Jahre 1942 die Schilfbestände im solothurnischen Teil des Sees geschützt. 1944 und 1946 wurde wiederum durch RRB das Reservat ein erstes und zweites Mal erweitert. 1956 stellte dann der Kanton Bern seinen Teil ebenfalls unter Schutz. 1982 erfolgte die Aufnahme des Sees und seiner Umgebung als Objekt Nr. 1313 ins Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung (BLN).Im Auftrag der Kantone Bern und Solothurn wurde 1990 zur Sanierung und Gesundung des Sees ein Natur- und Landschaftsschutzkonzept Burgäschisee, Chlepfibeerimoos und Umgebung ausgearbeitet und 1991 in eine breite Vernehmlassung geschickt. Kernpunkt dieses Konzeptes war die Anhebung des Seespiegels um einen Meter und dadurch die Vergrösserung des Schutzgebietes um bis zu 28 ha. Zudem sollen die bestehenden Zuflüsse geschlossen und ein Teich- und Kanalsystem ausgebaggert werden, welches das Einfliessen von überdüngtem Wasser in den See verhindern soll. Weitere flankierende Massnahmen wie Naturwiesen in der Peripherie sollen ebenfalls zur Gesunderhaltung des Sees beitragen. Die Instandstellungskosten würden 3 bis 5 Millionen Franken kosten und der jährliche Unterhalt zirka 50’000.-- Franken.

Bedauerlicherweise fand die Idee damals unter den involvierten Landbesitzern keine Zustimmung. Das Vorhaben musste deshalb storniert werden und somit wurde eine riesengrosse Chance für die Natur rund um den Burgäschisee vertan. Im Jahre 1992 pachtete der SBN (Schweizer Bund für Naturschutz – heute Pro Natura) – den im Nordwesten an den See angrenzenden Erlenwald für 99 Jahre. Mit der Bürger- und Einwohnergemeinde Aeschi wurde vereinbart, dieses Waldstück als Nat(UR)wald unberührt zu lassen. Die notwendigen Mittel wurden mit der damaligen Schoggitaler-Aktion sichergestellt.

Das einzige Hochmoor unseres Kantons.

Östlich angrenzend an den See befindet sich das einzige Hochmoor des Kantons Solothurn – das Chlepfibeerimoos. Das Moor hat eine Fläche von 6,7046 ha, was bildlich gesehen acht Fussballfeldern zu 75x110 m entspricht. Moore sind Kinder der Gletscher und des Wassers: Die Gletscher bereiteten vor Urzeiten das Terrain vor, das Wasser bildet das Medium, in dem alleine Moore gedeihen können und tonreicher Untergrund bewirkt, dass das Wasser nicht versickern kann. Im Gegensatz zum Flachmoor, das vom Boden her mit Nährstoff versorgt wird, wird das Hochmoor von oben her durch Regenwasser genährt. Schon früh musste jedoch der Moos-See verlandet sein. Dass darunter aber jetzt noch Wasser liegt, stellten die Mitglieder des Natur- und Vogelschutzvereins Etziken jährlich beim Mähen und Rechen des Moores fest, denn die ganze Fläche schwabbelte bei der Arbeit wie ein grosser Pudding. Für die Reservatspflege wurden damals etwa 100 Mannstunden aufgewendet. Infolge der vom Kanton erweiterten Biotoppflege, aber auch der Überalterung der Vereinsmitglieder, musste leider die Betreuung des Chlepfibeerimooses im Jahre 2011 aufgegeben werden.

(Abbildung mit folgender Legende einbauen >>> Abbildung folgt noch digital).

"Das Schilf rund um die Kernzone wurde jährlich geschnitten und abtransportiert. "

Den Namen hat das Chlepfibeerimoos von den in diesem Biotop vorkommenden, jedoch sonst seltenen Moos- oder Torfbeeren, die bei Zerdrücken ein brechendes Geräusch erzeugen – auf Berndeutsch eben „Chlepfe“.

Zeugen einer längst vergangenen Zeit.

Das Chlepfibeerimoos ist für das schweizerische Mittelland ein einzigartiges Naturdenkmal, weil darauf Pflanzenarten zu finden sind, die ihr Hauptverbreitungsgebiet in der Arktis und Subarktis Nordamerikas und Eurasiens haben. Festgestellt wurden neben der roten Moosbeere auch die Moorweide und Rosmarinheide. Bei diesen Arten handelt es sich tatsächlich um direkte Zeugen der letzten Eiszeit.

Weiter wurde bei der Aufnahme des Naturinventars von Thomas Schwaller 28 Arten festgestellt, welche im westlichen Mittelland gefährdet oder gar stark gefährdet sind, Darunter diverse Seggenarten, Knabenkraut, Prachtnelke, Sonnentau, Sumpfweideröschen, Wollgräser, Fieberklee, Herzblatt, Sumpfveilchen, Sumpfläusekraut, Moorbirke usw.

Seltene Tierarten

Weiter hat Thomas Schwaller folgende Tierarten im Moos und am See nachgewiesen: Mooreidechse, Schwarzblauer Bläuling, Faulbaumbläuling, Violetter Silberfalter, Langflügelige Schwertschrecke, Sumpfschrecke, Sumpfgrashüpfer (diese drei haben hier den einzig bekannten Fundort im Wasseramt), Listspinne und Brombeerspinner. Bei der Aufnahme für den neuen Brutvogelatlas konnte Hanspeter Aeschlimann 1993 am Burgäschisee und seiner Umgebung 54 Brutvogelarten feststellen, darunter Zwerg- und Haubentaucher, Schwarz- und Rotmilan, Turmfalke, Teich- und Blässhuhn, Kuckuck, Grün- und Buntspecht, Sumpf- und Teichrohrsänger, Fitis, Trauerschnäpper, Gartenbaumläufer, Pirol, Girlitz, Kernbeisser, Gold- und Rohrammer.

Beste Beobachtungszeit

Der Burgäschisee ist für die stressgeplagte Bevölkerung ein bedeutendes Naherholungsgebiet. In der warmen Jahreszeit ist er leider zu einem Tummelfeld von unzähligen Badegästen, Ruderbootfahrern, Fischern, Joggern und weiteren Nutzniessern geworden. Für ungestörte Beobachtungen empfiehlt es sich deshalb den See während dem Frühjahres- und Herbstzug sowie im Winter zu besuchen.

Bericht: Hanspeter Aeschlimann